Was passiert, wenn ein Unwetter den ganzen Landkreis lahmlegt? Um für den Ernstfall vorbereitet zu sein, übten die Feuerwehren im Landkreis Freudenstadt den Unwettereinsatz. Das Feuerwehrhaus in Baiersbronn wurde zum Führungshaus für die Gemeinde Baiersbronn
Es ist Samstag, kurz vor 14 Uhr. Im Führungshaus des Baiersbronner Feuerwehrhauses ist es alles andere als ruhig. Feuerwehrangehörige aus Baiersbronn laufen durch den Raum, hängen Plakate und Karten an die Wand und ordnen Magnete in die Felder. Die Feuerwehrleute aus Baiersbronn, darunter Ulrich Finkbeiner, Gruppenführer der Abteilung Tonbach, bauen seit gut einer Stunde für die Katastrophenschutzübung auf. Im ganzen Landkreis proben die Feuerwehren an diesem Tag für den Ernstfall: ein Unwetter. das Feuerwehrhaus in Baiersbronn wird zum Führungshaus und koordiniert die Einsätze der Abteilungen auch für die Abteilung Tonbach.
Die Aufbauarbeiten sind fertig, die Ruhe vor dem Sturm kehrt ein. Es ist noch etwas Zeit, bis die Übung anfängt. Dann geht es los, „Übung: Baum über die Straße in am Tonbachufer“, spricht einer der beiden Einspieler ins Telefon. Sie rufen ganz normal bei der 112 an und geben die fiktiven Notrufe an die Leitstelle in Freudenstadt. Die Disponenten in der Leitstelle ordnen die Einsätze den Feuerwehren zu und schicken dann ein Fax mit fünf oder sechs Meldungen an das Führungshaus in Baiersbronn. „Normalerweise bekäme direkt die Feuerwehr im betroffenen Ortsteil den Notruf per Melder, doch im Unwetterfall wäre dieser komplett überlastet“, erklärt Jörg Burkhardt, Kommandant der Abteilung Tonbach. Genau wie am Samstag bei der Übung würde dann erst einmal alles in Baiersbronn gesammelt und verteilt.
Es piepst im Funkraum, ein Fax kommt an. Der Funker bringt das Telefax in das daneben liegende Zimmer. Die anwesenden Führungskräfte der Baiersbronner Feuerwehr schneiden die einzelnen Einsätze auseinander. Danach entscheidet der Führungsstab, welche Abteilung den Einsatz übernimmt und welche gerade einsatzbereit ist. Inzwischen sind weitere Faxe mit Meldungen im Funkraum eingegangen. An der Tür stempelt ein Feuerwehrmann die Meldungen ab, sie bekommen eine Einsatznummer. Dann gibt er sie weiter. Auf dem Plakat an der Wand hängen schon einige der Meldungsbrettchen. Das heißt, dass sie schon einem Abschnitt zugeteilt worden sind.
Jeder Einsatz bekommt eine Priorität zugeordnet: hoch, mittel oder niedrig. „Wenn einer anruft und sagt, sein Keller steht einen halben Meter unter Wasser, ist die Priorität geringer, als wenn jemand sagt, sein Keller steht unter Wasser und sein Heizöltank ist umgekippt. Dann käme nämlich noch eine Grundwassergefährdung hinzu“, erklärt Hans-Jürgen Hess, Gruppenführer der Abteilung Tonbach. „Im Ernstfall wäre es hier genauso ruhig. Wir können schließlich auch dann nur einen Einsatz nach dem anderen sortieren“, sagt Ulrich Finkbeiner aus Tonbach, Mitglied des Führungsstab der Feuerwehr Baiersbronn.
Aber man merkt den Mitgliedern des Führungshauses trotzdem den Stress an. Immer wieder fahren Feuerwehrautos zu den Einsatzorten, wo natürlich nicht wirklich gerade ein Dach abgedeckt wurde, ein Keller unter Wasser steht oder ein Baum auf der Straße liegt. Trotzdem müssen die Feuerwehrleute ausrücken und die Geräte aufbauen.
Bis 18 Uhr sind rund 50 Einsätze im Führungshaus in Baiersbronn angekommen, langsam kehrt Ruhe ein.
Dann geht es nach Waldachtal zur Abschlussbesprechung. Dort kann Kreisbrandmeister Frank Jahraus stolz verkünden: „Die Feuerwehren im Landkreis Freudenstadt sind vorbereitet für eine tatsächliche Unwetterlage.“ 850 Einsatzkräfte waren im Einsatz, 543 Einsätze wurden kreisweit durchgegeben. „Wenn die Übung gezeigt hat, wo es Probleme mit den Festnetzanschlüssen gibt oder wo das Faxgerät nicht einwandfrei funktioniert, dann haben wir es durch diese Übung herausgefunden, Kreisbrandmeister Frank Jahraus abschließend.